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Tatort Krankenhaus - riesiger Tumor

Shownotes

Die Bauchschmerzen waren unerträglich, so dass Hans-Jürgen die Notaufnahme aufsuchte mit der Hoffnung auf Besserung…

Die langjährige Radiomoderatorin Tanina Rottmann und der aus dem TV bekannte Patientenanwalt Peter Gellner schildern auf verständliche Art und Weise echte Fälle ärztlicher Kunstfehler und geben wertvolle Tipps aus der Insiderperspektive.

Fragen, Anregungen und Kritik gerne an: info@tatort-krankenhaus.de

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Transkript anzeigen

00:00:00: [Musik]

00:00:22: Tatort Krankenhaus, der Podcast mit Tanina Rottmann und Peter Gellner.

00:00:27: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Tatort Krankenhaus,

00:00:32: wenn Ärzte Fehler machen.

00:00:34: Ich freue mich, dass ihr wieder mit dabei seid und wir starten heute einfach mal mit zwei Hörerfragen.

00:00:39: Die Zeit muss sein.

00:00:40: Eine, Peter geht an uns beide.

00:00:42: Da möchte Sabine wissen, wie habt ihr euch für den Podcast eigentlich gefunden?

00:00:48: Das habe ich jetzt schon mehrere Leute gefragt.

00:00:50: Ich fange jetzt langsam an, verschiedene Versionen zu erzählen.

00:00:54: Aber heute, für euch soll es die Wahrheit sein.

00:00:56: Wir waren mal Nachbarn.

00:00:58: Genau, wir waren Nachbarn.

00:00:59: Und ich kannte Tanina natürlich schon deutlich länger als die Stimme des Radios.

00:01:04: Sie ist ja schon fast 30 Jahre Moderatorin.

00:01:07: Und ich hatte schon immer mal gedacht, wenn ich mal ein Podcast mache,

00:01:11: dann mit einer Stimme, die in Erinnerung bleibt und mit jemandem,

00:01:15: der mich durch den Podcast auch ein Stück weit führen kann.

00:01:18: Der Moderationserfahrung hat das fehlt mir ja alles.

00:01:21: Ich glaube, das ergänzt sich ganz gut.

00:01:23: Zumindest kriegen wir ein entsprechendes Feedback.

00:01:26: Genau.

00:01:27: Und dafür an dieser Stelle noch mal vielen, vielen Dank,

00:01:29: dass ihr euch so darüber freut, dass wir diesen Podcast machen.

00:01:33: Und ich habe mir gedacht, wenn ich mal ein Podcast mache,

00:01:35: dann nur mit jemandem, der auch wirklich was zu sagen hat.

00:01:38: Und nicht so ein Blablarr, sondern ich wollte richtig was mit Futter,

00:01:42: mit Stoff haben, mit Themen, wo es auch wirklich um was geht.

00:01:44: Ja, also Peter hat mich irgendwann, ich glaube mal, beim Gassi-Gehen mit unseren Hunden,

00:01:48: hast du mir erzählt, du wärst jetzt öfter angesprochen worden.

00:01:52: Mensch Peter, du hast immer so interessante Fälle aus deiner Arbeit zu erzählen.

00:01:55: Darüber müsstest du eigentlich mal ein Podcast machen.

00:01:58: Und daraufhin bist du zu mir gekommen und hast gesagt, würdest du vielleicht auch.

00:02:03: Und dann haben wir uns wirklich lange unterhalten,

00:02:06: weil dann war ich neugierig.

00:02:07: Dann wollte ich wissen, was du so für Fälle hast.

00:02:09: Und da hattest du mich ziemlich schnell an Bord.

00:02:12: Ich dachte, das ist interessant.

00:02:14: Ja nun, jetzt sitzen wir hier.

00:02:15: Ja, glücklicherweise. Und dass wir wirklich so von Start weg so einen großen Erfolg mit unserem Podcast haben.

00:02:22: Danke euch.

00:02:23: Ja, danke euch. Das hätten wir aber überhaupt nicht gedacht, wirklich.

00:02:26: Und ich freue mich auf viele, viele neue Fälle.

00:02:28: Und ich weiß, Peter hat so viele im Köcher, also da werden noch sehr, sehr viele interessante Fälle für euch dabei sein.

00:02:33: Eine Frage habe ich hier noch mitgebracht, das ist von dem Achim.

00:02:39: Die Frage finde ich gut.

00:02:41: Peter, welche Fälle würdest du ablehnen und warum?

00:02:44: Ja, also wir sind nicht tätig im Bereich des Zahnarzthaftungsrechts.

00:02:49: Das machen wir nicht, weil das ist ein sehr spezieller Bereich, wo man auch nochmal eine besondere Expertise haben muss, die wir nicht haben.

00:02:57: Und ja, wir können leider nicht alle Fälle annehmen, die uns angetragen werden, weil da einfach die Kapazitäten nicht ausreichen.

00:03:06: Wir sind in der glücklichen Lage, da zu selektieren, weil wir sehr, sehr viele Anfragen haben.

00:03:12: Wir versuchen natürlich allen zu helfen und wir schauen nicht drauf, ob jemand eine Rechtsschutzversicherung hat oder nicht.

00:03:19: Wir wollen, dass jeder den Zugang zum Recht bekommt und dann gibt es auch andere Möglichkeiten, solche Fälle zu bearbeiten.

00:03:25: Das ist uns ganz wichtig.

00:03:27: Also wir sind da schon ohne uns jetzt da über Gebühr loben zu wollen, ein Stück weit sozial eingestellt.

00:03:34: Aber letztendlich sind wir auch ein Unternehmen, was wirtschaftlich denken muss und das prägt auch neben allem anderen auch unser Tun.

00:03:42: Karina hat noch eine Frage und die gefällt mir am allerbesten.

00:03:45: Du betontest ja wirklich immer, dass wir hier nicht irgendwelche Ärzte und Ärztinnen an Pranger stellen,

00:03:51: sondern das sind ja nun wirklich Fälle, die vor Gericht gelandet sind, Fälle, die juristisch eine Rolle spielen, wo es Gutachten gibt, wo es auch ein Ende gibt.

00:03:59: Und da müssen wir gar nicht subjektiv irgendwas rein erfinden.

00:04:03: Aber es kann ja durchaus sein, dass der ein oder andere aus der Medizin da nicht so gut drauf zu sprechen ist.

00:04:10: Und Karina fragt, ob du Ärzte oder Ärztinnen privat zu Freunden hast oder ob das bei deinem Job einfach so gar nicht möglich ist.

00:04:20: Ja, also eine sehr gute und berechtigte Frage.

00:04:26: Ich muss ja auch ab und an zum Arzt und habe mir vorgenommen natürlich diejenigen, wo ich hingehe, nicht zu verklagen.

00:04:36: Gute Idee von dir.

00:04:37: Ich kenne auch den ein oder anderen Arzt privat.

00:04:39: Wir diskutieren und die sehen ja auch Medizinerkollegen, sehen ja auch das andere auch Fehler machen.

00:04:45: Da kann der sich noch verbessern der Kollege oder die Kollegin.

00:04:48: Das hilft ja insgesamt den Bereich weiter.

00:04:52: Und so wie wir auch ein bisschen helfen wollen mit unserem Podcast.

00:04:55: Und damit kommen wir zu unserem Fall heute.

00:04:58: Heute lernt ihr Hans-Jürgen kennen.

00:05:01: Hans-Jürgen ist das, was man so unter einem ewigen Junggesellen versteht.

00:05:05: Frauen gab es in seinem Leben, aber heiraten und Kinder kriegen, das kam für ihn einfach nicht in Frage.

00:05:11: Und deshalb ging die meisten seiner Beziehungen auch in die Brüche.

00:05:15: Heute sieht das anders aus.

00:05:17: Hans-Jürgen ist mittlerweile 73 Jahre alt.

00:05:20: An seiner Seite ist seit knapp 15 Jahren die zehn Jahre jüngere Inge, ja zwei erwachsene Kinder.

00:05:25: Die beiden genießen ihre Zeit als paar zu zweit.

00:05:28: Sie lieben es zu verreisen.

00:05:30: Zuletzt waren sie in Thailand und träumen auch gerade so ein bisschen davon, sich dort eine Wohnung zu kaufen, um ihren Lebensabend in der Sonne zu verbringen.

00:05:38: Doch dann beginnen bei Hans-Jürgen die Bauchschmerzen.

00:05:42: Zuerst schiebt er es darauf, dass er beim Mittagessen mal wieder so ein bisschen zu viel und zu schnell reingehauen hat.

00:05:47: Aber der Schmerz bleibt, drei Tage lang und es ist auch mehr im Unterbauch als im Magen.

00:05:53: Eines Abends sind die Schmerzen kaum auszuhalten. Hans-Jürgen fährt in die Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses.

00:05:59: Der behandelnde Arzt vermutet, ohne ihn überhaupt abgetastet zu haben.

00:06:03: Blinterdarmentzündung.

00:06:04: Da klingelt es bei mir sofort.

00:06:06: Bin auch mal nachts mit tierischen Bauchschmerzen ins Krankenhaus.

00:06:09: Ich habe dem Arzt mehrfach gesagt, dass es unten links, unten links, weh tut.

00:06:14: Ein bekannterweise ist ja, wenn man nicht ganz falsch verwachsen ist, der Blinddarm auf der rechten Seite.

00:06:20: Aber auch da hieß es dann immer erst zweimal, ne, ist ja Blinddarm, ist der Blinddarm.

00:06:24: Es ist irgendwie Peter immer der Blinddarm.

00:06:26: Der ist es ja auch oftmals und der ist ja relativ leicht zu entfernen.

00:06:33: Das ist eine Routine-Operation.

00:06:35: Aber im Rahmen der Diagnosefindung ist das, was das Rechtliche anbelangt, eines der größten Probleme, was wir haben.

00:06:42: Das denken viele Mandanten nicht und sagen, ja, das muss doch sofort erkannt werden.

00:06:46: Aber da gibt es für Unterbauchschmerzen Tausende von Möglichkeiten, was das sein kann.

00:06:51: Und das ist nicht immer der Blinddarm.

00:06:53: Und darum wird den Ärzten in diesem Bereich auch viel Ermessensspielraum zugestanden, was die Diagnosefindung anbelangt.

00:07:01: Darum ist das rechtlich sehr, sehr schwierig zu fassen.

00:07:04: Das wissen viele nicht und denken auch viele nicht.

00:07:06: Aber das ist rechtlich ein großes Problem.

00:07:09: Und dazu kommen wir auch.

00:07:11: Unser Thema ist jetzt aber nicht mein Bauch, sondern der von Hans-Jürgen.

00:07:14: Also der Arzt tastet ihn dann ab.

00:07:16: Man nimmt auch eine Blutprobe.

00:07:18: Die Blutuntersuchung gibt keine Anzeichen auf eine Entzündung.

00:07:21: Damit wäre der Blinddarm, die Blinddarm-Entzündung ja schon mal raus.

00:07:25: Es folgt eine Röntgenaufnahme.

00:07:28: Auf der sieht man Stuhlreste in Darmausbuchtungen.

00:07:31: Das kann ja zur Entzündung oder auch zur ernsteren Erkrankung führen.

00:07:35: Aber wie gesagt, zu dem Zeitpunkt sind die Entzündungswerte bei Hans-Jürgen unauffällig.

00:07:40: Und auch ansonsten werden dann keine weiteren Untersuchungen wegen der Unterbauchschmerzen bei Hans-Jürgen gemacht.

00:07:46: Er bleibt trotzdem ein paar Tage in der Klinik.

00:07:49: Während dieses Aufenthalts bekommt er einen Einlauf.

00:07:53: Es wird ein weiteres Mal sein Blut untersucht und auch der Bauch wird wiederholt abgetastet.

00:07:58: Mit dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gibt, also ohne Befund.

00:08:03: Der Arzt findet keinen Grund für Hans-Jürgens starke Unterbauchschmerzen.

00:08:07: Bei der Entlassung gibt man ihm lediglich den Rat.

00:08:10: Er solle bitte auf seinen Stuhlgang achten.

00:08:13: Und bei Bedarf Paraphinöl nehmen, ich nehme an, damit es besser flutscht.

00:08:18: Also keine Diagnose heißt natürlich nicht, Peter, dass es Hans-Jürgen besser geht.

00:08:23: Es geht ihm nicht besser.

00:08:24: Nein, im Gegenteil.

00:08:26: Also in den folgenden Wochen halten die Schmerzen weiterhin an.

00:08:29: Werden sogar noch stärker.

00:08:31: Und ganz Allgemein verschlechtert sich der Zustand von Hans-Jürgen.

00:08:35: Er wird immer schwächer, blasser und müde und verliert stark an Gewicht.

00:08:40: So, diese Gewichtsabnahme.

00:08:42: Da geht bei mir gleichs Blaulicht auf dem Kopf los.

00:08:44: Das ist ja ganz oft so dieser böse Hinweis auf eine Krebserkrankung.

00:08:49: Und die haben wir ja hier leider auch.

00:08:52: Ja, nach zwei Monaten, die Hans-Jürgen zu Hause war.

00:08:56: Und in denen es ihm immer schlechter ging, in denen er mehr abgebaut hat

00:09:00: und seine Schmerzen im Unterbauchbereich unerträglich wurden,

00:09:05: fährt er wieder in die Notaufnahme des Krankenhauses.

00:09:08: Dort wird wiederum sein Blut untersucht.

00:09:10: Und das Ergebnis sieht diesmal ganz anders aus.

00:09:13: Ja, die durchgeführte Blutuntersuchung erbrachte eine deutliche Leukozitose.

00:09:18: Das ist schon mal ein Hinweis auf eine Entzündung im Körper.

00:09:22: Auf erhöhte Entzündungswerte.

00:09:24: Und Entzündungswerte werden auch gemessen.

00:09:27: Auch die sind deutlich erhöht bei ihm.

00:09:29: Am nächsten Tag erfolgt ein CT.

00:09:32: Und die bringt es dann ans Licht.

00:09:34: Im Bauch von Hans-Jürgen wächst ein großer Tumor.

00:09:38: Und das ist wirklich ein sehr großer Tumor,

00:09:40: der Chirurg fördert in der folgenden Operation.

00:09:43: An einen unglaublichen, muss man wirklich sagen, 25 mal 15 cm großen

00:09:48: und 2,5 kg schweren Tumor aus Hans-Jürgens Bauch.

00:09:52: Der war auch schon am Magen, dem Dünndarm und am Dickdarm angewachsen.

00:09:57: Zusammen mit dem Tumor mussten deshalb auch Teile von Magen, Dünn- und Dickdarm entfernt werden.

00:10:03: In der Notaufnahme hatte man diesen Tumor nicht ertastet,

00:10:07: geschweige denn irgendwie gesehen.

00:10:10: Passiert so etwas? ja, der ist nun wirklich sehr groß, Peter,

00:10:13: in deinen Fällen, dass Tumore erst übersehen wurden.

00:10:17: Ja, das kommt immer wieder vor.

00:10:19: hat verschiedene Gründe beispielsweise. Wir hatten mal einen Fall, der illustriert auch so ein Stück weit das Arzthaftungsrecht.

00:10:25: Da war es so, dass der Arzt, der Gastroenterologe, eine Magenspiegelung gemacht hat.

00:10:33: Und bei einer Magenspiegelung, das kennt der ein oder andere sicherlich selbst, wird ein Instrument eingeführt mit einer Kamera

00:10:40: und dann schaut man im Magenbereich, 12-Fingerdarmbereich, je nachdem, wie weit man schauen kann,

00:10:47: ob sich da irgendwas findet, was besorgniserregend ist.

00:10:50: Und in dem Fall war es so, dass das Instrument eingeführt worden ist und man muss dann immer einen sogenannten U-Turn machen,

00:10:57: um den gesamten Magenraum sich anschauen zu können.

00:11:00: Und das Instrument wurde eingeführt, aber er hat diesen U-Turn nicht gemacht, der Arzt.

00:11:05: Und dann war im Schatten der Kamera, also rückwärtig hinter der Kamera, auch ein Fußballgroßer Tumor,

00:11:12: noch größer als der Tumor, der jetzt bei Hans-Jürgen festgestellt worden ist.

00:11:16: Ich glaube, der war über 30 Zentimeter mal 30 Zentimeter, also wahnsinnig groß.

00:11:21: Der wurde aber nicht gesehen, weil die Kamera nach vorne strahlte oder die Aufnahme nach vorne machte

00:11:27: und er hat diesen U-Turn nicht gemacht, dann hätte er den natürlich sofort gesehen.

00:11:30: Und dann wurde das Instrument wieder herausgezogen und wurde gesagt, ne, bei ihnen ist alles in Ordnung und wurden nichts gefunden.

00:11:38: Warum ist dieser Fall interessant fürs Arzthaftungsrecht?

00:11:41: Das ist doch eine klare Sache, wirst du jetzt sagen.

00:11:43: Da ist ein riesiger Fehler gemacht worden, ein riesiger Tumor übersehen,

00:11:47: das kann ja nur zu einer Haftung des Arztes führen.

00:11:49: Nein, im Endeffekt haben wir den Prozess verloren.

00:11:53: Es wurde zwar festgestellt und das lag auf der Hand.

00:11:55: Es war ein Fehler, diesen U-Turn nicht zu machen, dann wäre der Tumor gesehen worden.

00:12:01: Aber, und das ist jetzt das Wichtige im Arzthaftungsrecht, es reicht nicht aus, dass ein Fehler festgestellt worden ist,

00:12:07: sondern der Fehler muss auch zu einem Gesundheitsschaden geführt haben.

00:12:11: Hier war es so, wenn dieser U-Turn gemacht worden wäre und der Tumor entdeckt worden wäre,

00:12:17: wäre die weitere Therapie keine andere gewesen.

00:12:20: Damals ist der Mann dann zwei Monate später nach dieser Gastroskopie verstorben

00:12:26: und auch wenn der Tumor entdeckt worden wäre, wäre genauso zwei Monate später verstorben.

00:12:31: Weil der hatte schon gestreut oder?

00:12:34: Ja, da war inoperabel und es wäre keine anderer Möglichkeit, der Verlauf wäre identisch gewesen.

00:12:40: Und darum ist in dem Fall es nicht zu einer Haftung gekommen.

00:12:44: Trotz dieses groben Fehlers konnte man nicht sagen, dass dieser Fehler zu einem Gesundheitsschaden geführt hat.

00:12:50: Und das ist wichtig im Arzthaftungsrecht zu wissen, dass es nicht alleine reicht, dass ein Fehler vorliegt,

00:12:56: sondern der muss kausal für ein Gesundheitsschaden verantwortlich sein.

00:13:00: Also aus juristischer Sicht ist es halt einfach nochmal ganz anders, als wir uns das so vorstellen.

00:13:05: Der Fehler allein reicht nicht aus, aber in anderen Fällen werden natürlich häufiger mal Tumore übersehen.

00:13:12: Wir haben das übersehende Mammakarzinom, also den Brustkrebs.

00:13:16: Das sagten du schon mal, dass das häufig ist.

00:13:18: Das haben wir häufiger, was oftmals auch an veralterten bildgebenden Verfahren liegt.

00:13:25: Und ja, das ist nicht so selten.

00:13:28: Und die Abgrenzung ist es vielleicht einfach nur eine Flüssigkeitsansammlung, eine Zyste und die Abgrenzung zum Tumor.

00:13:35: Also da ist es ein schwieriges Feld, wo es häufiger auch mal zu fehlerhaften Einschätzungen kommt.

00:13:41: Wir kommen zu Hans-Jürgen zurück. Ihr habt noch auf dem Schirm.

00:13:44: Dieser große, zweieinhalb Kilo schwere Tumor wird aus seinem Bauch entfernt.

00:13:49: Mit Teilen von Magen, Dünn und Dickdarm, weil er da eben schon angewachsen war.

00:13:53: Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte Hans-Jürgen starke Probleme.

00:13:57: Er konnte Mahlzeiten ganz schlecht verdauen.

00:13:59: Er musste sich häufiger erbrechen, konnte sich ausschließlich von Hühnersuppe und Zwieback ernähren.

00:14:05: Appetit hatte er sowieso eigentlich kaum.

00:14:07: Wahrscheinlich hätte er auch jede Mahlzeit verweigert, wenn ihn seine Freundin Inge nicht ständig animiert hätte zu essen.

00:14:13: Hans-Jürgen verbrachte die meiste Zeit zu Hause, er fühlte sich schlapp, er zitterte oft vor Schwäche am ganzen Körper

00:14:19: und konnte sich auch nur noch ganz kurz immer auf den Beinen halten.

00:14:23: Dementsprechend schlecht ging es ihm auch seelisch.

00:14:26: Die psychischen Auswirkungen der Behandlung waren wirklich erheblich.

00:14:29: Hans-Jürgen zog sich sehr zurück.

00:14:31: Er mochte auch über seinen Gesundheitszustand überhaupt nicht sprechen.

00:14:35: Er wollte eigentlich mit niemandem mehr sprechen.

00:14:37: Und außerdem hatte er riesige Angst, also wirklich schon Todesangst, dass der Krebs zurückkommt.

00:14:43: Und er ist davon überzeugt, Peter, dass der Tumor bei ihm viel zu spät erkannt wurde.

00:14:49: Er war ja nach der ersten Notaufnahme, war er ja auch Monate zu Hause.

00:14:54: Da ist ja auch erstmal gar nichts passiert, bis er wieder so starke Schmerzen empfunden hat und bis es dann in die OP ging.

00:15:00: Das war der Ansatz für dich mit der Versicherung des beschuldigten Krankenhauses Kontakt aufzunehmen.

00:15:06: Aber du bist ja erstmal vor die Wand gelaufen.

00:15:09: Ja, die Versicherung hat da eine andere Auffassung vertreten, dass der Tumor nicht hätte früher erkannt werden können.

00:15:18: Das ist aber bei der Größe des Tumors schon sehr unwahrscheinlich, dass der in sehr, sehr kurzer Zeit auf diese Größe gewachsen ist.

00:15:26: Es gibt unterschiedliche Klassifikationen von Tumoren.

00:15:30: Es gibt auch welche, die sehr, sehr schnell wachsen.

00:15:33: Aber bei der Größe von 25 mal 15 cm, das passiert im Regelfall nicht innerhalb von zwei bis drei Monaten.

00:15:41: Hätte das der nicht auch ertastet werden?

00:15:45: Das können wir jetzt nicht sagen, aber ich denke so 2,5 kg, wenn man den Bauch tastet.

00:15:50: Ja, ich denke schon, dass der auch hätte ertastet werden können, vielleicht sogar müssen.

00:15:57: Das haben wir ja oftmals bei Untersuchungen der Brust.

00:16:02: Die Frage ist, was kann man noch ertasten?

00:16:04: Hängt auch davon ab, wo liegt da ein Tumor?

00:16:07: Liegt der im Außenbereich?

00:16:09: Dann kann man natürlich eher ertasten, als wenn er iniger liegt, mittiger liegt.

00:16:14: Das ist dann schwieriger, immer vom Volumen der Brust abhängig und so weiter.

00:16:19: Es spielen viele Faktoren mit rein, ob man das tasten kann.

00:16:23: Also dieser Fall ist ja vor Gericht gegangen und ein Gutachten wurde natürlich auch erstellt.

00:16:30: Und die sind zu diesem Gutachten, ist man zu der Feststellung gekommen,

00:16:33: dass den behandelenden Ärzten ein grober Befunderhebungsfehler anzulasten ist.

00:16:39: An welcher Stelle?

00:16:40: Genau, Befunderhebungsfehler, wir haben ja gelernt, das ist der Begriff, der abzugrenzen ist vom Diagnosefehler.

00:16:48: Und hier hat das Gericht gesagt, dass für die Abklärung weiterer Differentialdiagnosen

00:16:55: die Durchführung einer Sonografie, also das ist eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, der fachmedizinische Standard ist.

00:17:02: Die Methode der ersten Wahl und diese wurde unterlassen.

00:17:07: Selbst ein CT, also eine Computertomographie, wäre nach den Ausführungen des Gutachters indiziert gewesen

00:17:14: und zwar deutlich früher als sie dann später gemacht worden ist.

00:17:18: Und die zunächst vermutete Arbeitshypothese Blinddarmentzündung

00:17:22: konnte durch die durchgeführte bloße Röntgenaufnahme keiner weiteren Abklärung zugeführt werden.

00:17:28: Wären jetzt so eine Sonografie und auch eine Computertomografie, also ein CT,

00:17:32: wie erforderlich auch ganz früh durchgeführt worden, wäre dann der Tumor entdeckt worden

00:17:38: und dann hätte man ihn auch frühzeitig entfernen können?

00:17:41: Ja, das war die Feststellung des Sachverständigen, die das Gericht dann auch später geteilt hat.

00:17:48: Ja, vor diesem Sachverständigengutachten hat Hans-Jürgen leider nichts mehr gehabt,

00:17:53: denn er ist noch vor der Gerichtsverhandlung verstorben.

00:17:56: Wie geht das dann weiter, wenn jemand wirklich noch vor der eigenen Verhandlung dann auch stirbt?

00:18:00: Ja, wenn man verstirbt, wird das Verfahren erst mal ausgesetzt,

00:18:05: weil die klangende Partei ja nicht mehr vorhanden ist.

00:18:08: Dann wird geschaut, ob es Erben gibt, die den Prozess dann auch fortführen können.

00:18:13: Das ist mitunter problematisch, weil es ja nicht immer das Verhältnis Ehepartner und Kinder,

00:18:19: die dann vielleicht gesetzliche Erben sind, dann wird mitunter geschaut, gibt es ein Testament,

00:18:25: es ist vielleicht eine dritte Person eingesetzt, gibt es einen Erbvertrag oder was auch immer,

00:18:29: das ist nicht immer leicht herauszufinden, wer denn Erbe geworden ist,

00:18:33: weil wir hatten es schon mal gehört, dass nur alle Erben gemeinschaftlich tätig werden können,

00:18:38: nicht einer alleine, also muss man alle ermitteln.

00:18:41: Und die müssen dann auch nachweisen, dass sie Erben geworden sind.

00:18:45: Dann reicht in manchen Verfahren aus, dass man das Familienstammbuch vorlegt und klarmachen kann,

00:18:50: wir sind gesetzliche Erben, es gibt kein Testament oder was anderes,

00:18:54: keine andere Verfügung von Todeswegen.

00:18:57: Manche Gerichte, ich sage es jetzt mal zicken da ein Stück weit rum und sagen, nein,

00:19:02: das reicht uns nicht aus, wir brauchen einen Erbschein, den bekommt man im örtlich zuständigen

00:19:09: Nachlassgericht, beim Amtsgericht und das ist dann wieder mit Kosten verbunden, dauert auch eine gewisse Zeit,

00:19:15: aber im Regelfall braucht man diesen Erbschein, um seine Erbenstellung dann auch nachzuweisen.

00:19:20: In unserem Fall heute haben die Erben von Hans-Jürgen den Prozess weitergeführt, was ist dabei rumgekommen?

00:19:27: Ja, letztendlich kam es auf Vorschlag des Gerichts zu einer Vergleichsregelung,

00:19:32: den Erben von Hans-Jürgen wurde ein Betrag von 40.000 Euro zugesprochen, wobei diese etwa ein Drittel der angefallenen Kosten,

00:19:40: das sind die Gerichts- und Anwaltskosten und Sachverständigenkosten übernehmen mussten.

00:19:45: Glücklicherweise aber abgedeckt durch eine eintrittspflichtige Rechtsschutzversicherung.

00:19:50: Also die bekommen, rechtlich bekommen 40.000 Euro, warum mussten die denn jetzt dann die Gerichtskosten übernehmen?

00:19:56: Ja, die mussten einen Teil der Gerichtskosten übernehmen, weil wir haben einen Vergleich geschlossen

00:20:00: und ein Vergleich ist ja ein gegenseitiges Nachgeben, ein Kompromiss.

00:20:05: Und sie wollten ursprünglich 60.000 Euro haben und weil sie nur zwei Drittel bekommen haben,

00:20:13: mussten sie dann auch ein Drittel der angefallenen Kosten mit übernehmen.

00:20:17: Und schon wieder was Neues gelernt. Und damit machen wir das Buch für heute zu.

00:20:21: Nächste Woche Donnerstag bekommt ihr von uns eine neue Folge Tatort-Krankenhaus, wenn Ärzte Fehler machen.

00:20:27: Ich bin Tanina Rottmann, freue mich bis dahin.

00:20:29: Und ich bin der Peter und sage tschüssi.

00:20:31: Tatort-Krankenhaus, der Podcast mit Tanina Rotmann und Peter Gellner.

00:20:36: (Musik).

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