Tatort Krankenhaus - Nierensteine

Shownotes

Natalie (26 Jahre alt) und ihr Mann Carsten möchten gerne noch ein drittes Baby, aber die Angst vor einer eneuten Schwangerschaft ist zu groß. Nach einer Operation, bei der ein Fehler unterlaufen ist, traut Natalie das sich und ihrem Körper nicht mehr zu. Was ist passiert?

Die langjährige Radiomoderatorin Tanina Rottmann und der aus dem TV bekannte Patientenanwalt Peter Gellner schildern auf verständliche Art und Weise echte Fälle ärztlicher Kunstfehler und geben wertvolle Tipps aus der Insiderperspektive.

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Transkript anzeigen

00:00:00: * Musik *

00:00:03: "Tatort Krankenhaus", der Podcast mit Tanina Rotmann und Peter Gelner.

00:00:27: Herzlich willkommen zu unserem 28. Einstieg.

00:00:30: Alles, was ich heute sage, gefällt Peter nicht.

00:00:33: Du musst die Finger von dem Mikrofon lassen.

00:00:35: Das ist etwas älter und knarzt.

00:00:37: Das ist ja so ein Zehnmal, stimmt auch wieder.

00:00:40: Peter, wir machen heute mal ein kleines Update

00:00:43: für unsere geneigte Hörerschaft.

00:00:45: Weil wir mit ziemlich viele Fälle, die zum Abschluss gekommen sind,

00:00:49: wo es einen Urteil gab, Geld, Schmerzensgeld usw.

00:00:52: Aber wir hatten auch mal so ein Fall dabei.

00:00:55: Das war ja quasi noch in der Mache.

00:00:57: Eine schwebende Geschichte.

00:00:59: Da müssen wir kurz erzählen, welcher Fall das war.

00:01:01: Das war die tödliche Verwechslung.

00:01:04: Da ging es nämlich um Robert.

00:01:06: Robert, der eine Leukämierkrankung überstanden hat,

00:01:09: mit Chemotherapie behandelt wurde und danach als gesund galt.

00:01:13: Und man hat ihm zur Chemotherapie, zur Begleitung

00:01:18: ein Medikament verabreicht.

00:01:21: Und da ist leider etwas sehr, sehr schief gegangen.

00:01:25: Robert hat diese ganze Geschichte auch leider nicht überlebt.

00:01:28: Peter, erzähl uns doch gerade noch mal,

00:01:30: was bei dieser tödlichen Verwechslung passiert ist.

00:01:33: In kurzen Worten zusammengefasst,

00:01:36: dann wurde ihm in einer weiteren Behandlung das Medikament Vindizine.

00:01:41: Nicht so, wie es vorgeschrieben ist,

00:01:43: intravenös verabreicht, sondern intratikal.

00:01:46: Das war ein großer Feder.

00:01:48: Intratikal, ganz kurz.

00:01:50: In Rückenmarksraum.

00:01:52: Das hat sich frei übersetzt.

00:01:54: Da gehört es nicht hin.

00:01:55: Da hat er sich verbreitet und entsprechende Schaden eingerichtet.

00:01:59: Die haben noch viel gespült und versucht,

00:02:02: aber es ist eigentlich, so haben wir es damals ausgedrückt,

00:02:05: innerlich hat er sich dadurch vergiftet.

00:02:08: Man hat das aus seinem Körper nicht mehr rausbekommen.

00:02:11: Die Prognose war,

00:02:13: dass er unter heblichen neurologischen Ausfällen

00:02:16: zumindest leiden wird oder mit größer Wahrscheinlichkeit verstirbt.

00:02:20: Wir haben uns gefragt, wen man dann eigentlich zur Rechenschaft sieht.

00:02:24: Hat das vielleicht jemand falsch angeordnet?

00:02:27: Oder ist aus einem Schrank das falsche Medikament geholt worden?

00:02:31: Normalerweise verklagt er doch dann,

00:02:33: wenn er so ist, das komplette Krankenhaus.

00:02:35: Wir verklagen den Krankenhausträger.

00:02:38: Hier war es so,

00:02:39: dass polizeiliche Ermittlungen noch angedauert haben.

00:02:43: Der ermittelnde Polizeikommissar hat mich vor zwei Wochen angerufen

00:02:47: und hat mir verteilt, dass das Verfahren abgeschlossen sei

00:02:51: von den Ermittlungen.

00:02:52: Und jetzt die Staatsanwaltschaft, das übernommen hätte,

00:02:55: das Verfahren richtet sich nunmehr gegen eine Ärztin,

00:02:59: die letztendlich das Medikament falsch verabreicht hat.

00:03:02: Und auch gegen eine kranken Schwester,

00:03:05: die das Medikament, obwohl sie es nicht durfte,

00:03:09: sie war nicht dafür zuständig und nicht autorisiert,

00:03:12: der Ärztin gegeben hat.

00:03:14: Und gegen die beiden richtet sich jetzt ein Verfahren

00:03:18: wegen fahrlässiger Tötung und der weitere Ausgang bleibt abzumarten.

00:03:23: Wir werden aber darüber berichten zu gegebener Zeit.

00:03:26: Wann ist das so ungefähr?

00:03:27: Also dauert das jetzt noch lange?

00:03:29: Das kann man nicht sagen, wie lange das dauert.

00:03:32: Die Gerichte versuchen natürlich,

00:03:34: die Staatsanwaltschaften das schnell zur Anklage zu bringen

00:03:38: und die Gerichte möglichst schnell zu urteilen,

00:03:40: damit der Zeitraum zwischen Tat und Strafe nicht so groß ist,

00:03:44: damit man weiß, dafür werde ich bestraft, dass das zeitnah ist.

00:03:48: Das hat auch noch mal eine andere Wirkung,

00:03:50: als wenn Jahre dazwischen liegen.

00:03:52: Aber es wird sicherlich noch den ein oder anderen Monat dauern.

00:03:56: In unserem heutigen Fall geht es um Natalie.

00:03:58: Eine junge Frau, 26 Jahre alt, hat zwei kleine Töchter.

00:04:01: Die ältere ist sieben, das Nestäkchen ist sechs Monate alt.

00:04:05: Eigentlich möchten Natalie und ihr Mann Carsten

00:04:08: noch ein drittes Baby.

00:04:09: Aber die Angst vor einer erneuten Schwangerschaft ist zu groß.

00:04:13: Wenn die Situation bei der ein Fehler unterlaufen ist,

00:04:16: traut sich Natalie das sich und ihrem Körper nicht mehr zu.

00:04:19: Was ist passiert? Das erfahrt ihr heute in unserem Fall.

00:04:23: Natalie ist Bundeswehrsoldatin.

00:04:25: Das war schon immer ihr Traum, sie eifert ihr Vater nach.

00:04:28: Auch als sie ungeplant mit 18 schwanger wird,

00:04:31: kann sie ihren Traum verwirklichen.

00:04:33: Denn ihre Mutter kümmert sich um ihre kleine Tochter Nele.

00:04:36: Ihre zweite Tochter kommt sieben Jahre später zur Welt

00:04:39: und ist ein absolutes Wunschkind.

00:04:42: Sie ist nicht verläuft problemlos.

00:04:44: Aber Wochen nach der Geburt hat Natalie starke Unterleibschmerzen.

00:04:48: Bei einer Untersuchung bei ihrer Frauenärztin

00:04:51: stellt diese den Verdacht auf Nierensteine.

00:04:53: Natalie ist zuerst beruhigt, dass gynecologisch alles in Ordnung ist,

00:04:57: will die erste Diagnose ihre Ärztin aber natürlich abklären

00:05:01: und lässt sich ambulant in einem Klinikum untersuchen.

00:05:04: In dieser Klinik wird die Diagnose bestätigt

00:05:07: und man rät Natalie zu einer Operation.

00:05:09: Besonders bei der rechten Niere sei sie dringend erforderlich.

00:05:13: Natalie möchte aber erst mal ein wenig Bedenkzeit haben

00:05:16: und sich dann wieder melden.

00:05:18: Sie hat in Folge Probleme beim Wasser lassen

00:05:21: und entscheidet sich vier Wochen später für den Eingriff

00:05:24: in einer Urologie einer Bundeswehrklinik.

00:05:27: Peter lange Zeit war, ich glaube, manche sind immer noch der Auffassung,

00:05:31: urologisch ist ein reiner Männerarzt.

00:05:33: Dem ist nicht so.

00:05:35: Es gibt natürlich Schnittmengen,

00:05:37: die Urologie bei Frauen, die gibt es, aber es gibt spezielle Bereiche.

00:05:42: Da ist die Urologin der Urologie

00:05:45: erster Ansprechpartner für die Frau.

00:05:48: Frauen sollten bei Beschwerden der Blase oder der Hahnwege

00:05:52: erst einen Urologen aufsuchen.

00:05:55: In der Urologie werden sowohl Hahn in Kontinentz

00:05:58: und Blasenentzündungen behandelt.

00:06:01: Es gibt Blutuntersuchungen in Urin, Nierensteine ist eine Thematik,

00:06:06: die der Urologie klärt.

00:06:07: All das fällt in den Bereich der Urologie.

00:06:10: Natalie kennt diese Besuche auch schon.

00:06:13: Sie leidet immer wieder an Hahnwegsinfektionen.

00:06:16: Der behandelnde Urologie klärt sie über den Ablauf der Operation auf.

00:06:20: Diesen Exkurs machen wir jetzt auch mal kurz.

00:06:23: Nierensteine sind kleine Kistalle,

00:06:25: die sich aufgrund einer hohen Konzentration bestimmter Stoffe

00:06:29: im Urin bilden.

00:06:30: Üblicherweise werden die Nierensteine mit dem Hahn

00:06:33: durch die Hahnwege ausgeschieden,

00:06:36: komplizierter wird es allerdings bei größerem Stein.

00:06:39: Die verursachen nicht nur starke Schmerzen,

00:06:41: sondern können den Hahnleiter auch verletzen.

00:06:44: Manchmal kann es passieren, dass ein Nierenstein so groß wird,

00:06:48: dass er nicht mehr problemlos durch den Hahnleiter passt.

00:06:51: Dieser Stein kann sich festsetzen,

00:06:53: letztendlich zu einem Urinstau führen.

00:06:55: Hier kann der Urin nicht mehr abfließen,

00:06:58: was erhebliche Folgen nach sich ziehen kann.

00:07:00: Giftstoffe, die sich im Urin befinden,

00:07:03: können sich im Blut ansammeln.

00:07:05: Auch bakterielle Infekte können begünstigt werden.

00:07:08: Wobei die Bakterien im schlimmsten Fall bis ins Blut dringen können.

00:07:11: Eine solch sogenannte Urosepsis ist dann auch lebensgefährlich.

00:07:16: Damit der Urin wieder abfließen kann,

00:07:19: wird in vielen Fällen eine Hahnleiterschiene eingesetzt.

00:07:22: Auch bei einer operativen Entfernung von Nierensteinen.

00:07:26: Klingt alles erst mal nach Standard, so easy going.

00:07:31: Was sollte da schiefgehen?

00:07:33: Du wirst Fälle kennen, wo was schiefgehen kann.

00:07:36: Ja, sogar sehr viele Fälle.

00:07:38: Routine hat einmal den Vorteil,

00:07:40: man hat die Operation sehr häufig gemacht.

00:07:43: Es kommt täglich, vielleicht mehr fachtäglich vor,

00:07:46: dass man auf diese Art und Weise, wie man es kennt, operiert.

00:07:50: Aber Routine kann auch dazu verleiten,

00:07:52: dass man vielleicht in der einen oder anderen Situation

00:07:55: etwas nachlässiger wird und dann kann es zu Problemen kommen.

00:07:58: Also hat Vor- und Nachteile.

00:08:00: Bei Natalie ist eine Operation in zwei Schritten geplant.

00:08:04: Dabei wird ein langes Röhrchen-Auskundstoff

00:08:06: in den Hahnleiter eingeführt.

00:08:08: Damit lässt sich das Hindernis umgehen,

00:08:10: das möglicherweise den Hahnleiter verstopft.

00:08:13: Natalie wird auch über die Risiken aufgeklärt.

00:08:15: Da können zum Beispiel Blutungen entstehen,

00:08:17: Infektionen oder auch Blase und Niere verletzt werden.

00:08:21: Und im zweiten Schritt wollen die Ärzte

00:08:24: in einer offenen Schnittoperation

00:08:25: Nieren- und Hahnleitersteine entfernen.

00:08:28: Eine Woche nach diesem Aufklärungsgespräch

00:08:31: erscheint Natalie zur geplanten OP,

00:08:33: bei der die Hahnleiterschiene auch erfolgreich gelegt wird.

00:08:36: Natalie wird noch am selben Tag entlassen.

00:08:38: Die zweite OP, bei der die Nierensteine entfernt werden sollen,

00:08:42: soll dann ein Monat später folgen.

00:08:45: Natalie erscheint, ihr wird erklärt,

00:08:46: dass man die Steine in der Niere entfernt

00:08:48: und die Enge zwischen Nierenbecken und Hahnleiter

00:08:51: durch eine Bauchspielung aufheben wird.

00:08:54: Auch hier wird sie über die Nebenwirkungen aufgeklärt.

00:08:57: Unter anderem ist darin auch aufgeführt,

00:08:59: dass es während der OP zu der Entscheidung kommen kann,

00:09:02: eine offene Operation durchzuführen.

00:09:04: Warum diese Klausel?

00:09:05: Die ist von besonderer Bedeutung und in diesem Fall auch von Wichtigkeit.

00:09:10: Weil, wenn man im Vorfeld darüber nicht aufgeklärt hat,

00:09:13: müsste man die Operation an dieser Stelle beenden,

00:09:16: warten bis die Patientin wieder aufgewacht ist,

00:09:20: sie erneut aufklären über die weitergehende Operation,

00:09:24: hier in dem Fall eine offene Operation,

00:09:27: und dann eine zweite Operation durchführen.

00:09:29: So hat man die Möglichkeit, sie in der Narkose zu belassen

00:09:33: und die Operationsmethode zu wechseln und dann weiter zu operieren.

00:09:38: Das hat einen großen Vorteil für beide Seiten.

00:09:41: Darum ist das in dem Fall, wenn das absehbar ist,

00:09:43: dass man die Operationsmethode,

00:09:45: weil sichs intraoperativ so ergibt, wechseln muss,

00:09:48: dass man im Vorfeld schon darüber aufgeklärt hat,

00:09:50: es kann sein, dass wir wechseln müssen zu der offenen Methode.

00:09:53: vorher vielleicht endoskopisch tätig und dann müssen wir doch den großen Bauchsschnitt machen,

00:09:57: sind sie damit einverstanden. Also sowas muss eigentlich fast vor jeder Operation dann

00:10:02: aufgeführt sein, weil es kann ja immer sein, da ist eine Blutung und man muss dann größer

00:10:05: ran und die zu stoppen, also das muss ja eigentlich immer so sein oder nicht. Das ist bei vielen

00:10:10: Operationen der Fall, aber das sollte man nicht zum Regelfall machen, weil oftmals ist das für

00:10:16: die Patienten wichtig, dass es in dem Fall bei einer bloßen Endoskopie bleibt und keine offene

00:10:23: OP durchgeführt wird, dann ist es schon auch sinnvoll, jemanden wieder aufwachen zu lassen und

00:10:29: dann drei Tage später vielleicht nach ordnungsgemäßer Aufklärung und über die sich dann der Patient

00:10:36: auch seine Gedanken machen konnte, ob er das möchte, wieder zu operieren. Gut, also wirklich nur

00:10:40: in dem Fall, wo es dann wirklich dramatisch auch wird. Da kann es ja nicht jemanden erst noch

00:10:43: wach machen, dann muss man ja loslegen. Das ist nochmal eine andere Konstellation. So am nächsten

00:10:49: Tag geht es für Natalit dann in den OP und im OP-Bericht wird folgendes vermerkt, ich fasse

00:10:54: das mal ganz kurz zusammen. Überraschenderweise konnte man keinen festen Nierenstein im Nierenbecken

00:11:00: entdecken, stattdessen wurde bei der Öffnung Steingries gefunden, also dieser Nierengrieß besteht

00:11:06: aus winzigen Kristallen, die sich in den Nieren bilden. Dieser wurde abgesaugt, es wurde auch

00:11:11: ordentlich gespült wieder abgesaugt und anschließend der OP-Bereich vernäht. Soweit aus

00:11:17: juristensicht alles gut. Wenn das alles so dokumentiert worden ist und auch durchgeführt

00:11:22: worden ist, dann ist das insofern aus juristischer Sicht in Ordnung. Aus Sicht von Natali nicht ganz

00:11:28: sehr Nebenwirkungen nach der OP-Fieber von bis über 39 Grad und ihre Entzündungswerte sind erhöht.

00:11:35: Das betest du ja immer gebetsmühlenartig runter, dass man immer immer immer auf diesen wichtigen

00:11:40: Entzündungswert achten muss. Wenn der nennt sich CRP, C-Reaktives Protein, das ist ein wichtiger

00:11:48: Entzündungsparameter. Es gibt natürlich viele andere, die Erhöhung der weißen Blutkörperchen,

00:11:54: der Leukozytin ist auch ein weiterer und viele andere, die auch den Ärzten noch Aufschluss geben,

00:11:59: aber das sind so die zwei, mit die zwei wichtigsten CRP und Leukos, also Leukozytin. Wenn das nicht

00:12:06: ordentlich überwacht wird oder vielleicht auch viel eingeschätzt wird, das sind dann ja auch

00:12:09: wirklich wieder diese vielen Fälle, wo ihr juristisch manchmal ansetzen könnt. Ja, weil die eine sehr

00:12:14: große Aussagekraft haben und da ist ein häufiger juristischer Ansatz. Ja, diese Nebenwirkungen

00:12:20: lassen sich bei Natali erklären. Der ausgetretene Steingrieß konnte nicht vollständig ausgespült

00:12:26: und entfernt werden. Einiges ist bei ihnen Bauchraum gelangt und dadurch kam es zu einer Sepsis.

00:12:33: Natali bekommt jetzt Antibiotika. Nach ein paar Tagen ist soweit alles wieder gut, das Fieber ist

00:12:39: weg, die Entzündungswerte, ja sie sind noch messbar, aber sie sind sehr gering und Natali kann

00:12:45: nach Hause entlassen werden. Knapp drei Wochen später erscheint Natali wieder im Bundeswehrkrankhaushaus,

00:12:50: um mit ihrem Arzt die Entfernung der Hahnleiterschiene zu besprechen. Dazu wird eine Computertomographie

00:12:56: gemacht und bei der entdeckt der Arzt ein Detail, das er Natali verschweigt und wir verraten das an

00:13:03: dieser Stelle jetzt auch noch nicht, damit wir jetzt erstmal ganz bei Natali bleiben können.

00:13:07: Natali erfährt lediglich, dass alles gut verlaufen sei. Man habe die Hahnleiterschiene problemlos

00:13:13: entfernt, weil sie über Schmerzen im Bauch klagt, bekommt sie die Waagediagnose, es könne sich um

00:13:19: eine Magenschleimhautreizung handeln. Erst einen Monat später, Natali hat immer noch Unterbauchschmerzen,

00:13:25: erscheint sie zu einer weiteren ambulanten Untersuchung im Krankenhaus. Da teilt ihr der Arzt mit, dass

00:13:32: sich im OP-Gebiet an ihrer rechten Niere einen Nadel befindet. Eine Nadel, die bei der Operation in

00:13:38: ihrem Körper vergessen wurde. Diese Nadel ist klein, 1,9 cm lang, aber sie ist sehr spitz und man

00:13:45: sagt ihr, dass es einfach zu riskant sei, diese Nadel zu entfernen. Natali ist verständlicherweise

00:13:50: geschockt, das werdet ihr wahrscheinlich auch. Mit dieser Nachricht hatte sie auf gar keinen Fall

00:13:55: gerechnet und ihr Leben ändert sich auch gravierend. Alle sechs Monate wird jetzt ein CT gemacht, um zu

00:14:01: sehen, wo sich die Nadel befindet, ob sie wandert im Körper, ob sie da feststecken bleibt. Erstmal macht

00:14:07: ihr diese Strahlenbelastung sorgen, sie traut sich auch jetzt nicht mehr zu joggen, das hat sie jeden

00:14:12: Abend genossen, wie andere ihr Feierabendbier sagt sie, weil sie einfach Angst hat, wenn sie sich zu

00:14:16: sehr bewegt, dass diese Nadel in ihrem Körper wandert. Bei den Untersuchungen sieht man, dass die

00:14:22: Nadel tatsächlich im Unterbauch sich bewegt und wandert, das ist auch der Grund, warum sie

00:14:27: jetzt eine dritte Schwangerschaft ausschließt. Natali hat einfach viel zu viel Angst, dass diese

00:14:32: Nadel in ihrem Körper zu Todesfalle für ungeborenes Kind werden könnte. Was wir aber auch ganz deutlich

00:14:38: sagen müssen, Natali leidet nach der Operation, kaum noch an Schmerzen, also so weit geht es ihr gut.

00:14:44: Trotzdem sucht sie dich ja auf. Ich habe natürlich auch die Aussage des Chirurgen gelesen, der sie

00:14:51: operiert hat, kommen wir mal ganz kurz auf diese Nadel, die da zurückgeblieben ist. Also darin steht,

00:14:57: dass bei dieser OP bei ihr vier Nadeln verwendet wurden. Die haben, so weit ich das gesehen habe,

00:15:02: auch alle an unterschiedlichen Nähfaden, also eine andere Farbe, damit man das auch auseinander

00:15:07: halten kann. Jetzt war eine drin geblieben bei nur vier Nadeln, das hätten ja vielleicht auch bei

00:15:12: einer OP viel mehr sein können, 26 Nadeln. Das ist für mich jetzt ein bisschen wundernlich,

00:15:17: wie man dann eine von gerade mal vielen vergessen kann. Und der Chirurg hat auch ausgesagt, dass das

00:15:23: ein gutes Verfahren ist, das vorher auch nachher zu zählen, alles was man da benutzt an Instrumenten

00:15:28: und um Nadel in diesem Fall, er hätte das aber nicht gemusst. Das sieht der gerichtlich beauftragte

00:15:34: Besachverständige anders. Selbst wenn der Arzt nicht originär dafür zuständig gewesen wäre,

00:15:39: das Zählprotokoll zu fertigen und die Nadel nachzuzählen, so hätte zumindest in diesem Fall

00:15:45: war es eine kranken Schwester, kein kranken Pfleger, die vom Arzt entsprechend delegiert worden ist.

00:15:50: Die hätte es merken müssen, wenn von vier Nadeln eine fehlt. Das ist ja nicht wie bei Bauchtüchern,

00:15:57: wo vielleicht 30 zum Einsatz kommen oder bei Tupfern, das ist ja noch eine überschaubare Zahl. Da

00:16:04: hätte es insbesondere auffallen müssen, so der gerichtlich bestellte Sachverständige. Und

00:16:09: letztendlich haftet der Arzt für das nicht ärztliche Personal, wenn er sowas entsprechend

00:16:15: delegiert und in dem Fall dann auch der Krankenhausträger für die kranken Schwester.

00:16:20: Wie seid ihr denn jetzt in diesem Fall vorgegangen?

00:16:23: Ja, wir haben wie regelmäßig zunächst versucht, eine außerrichtliche Einigung mit der Gegenseite

00:16:29: zu erzielen. Darauf hat die sich aber nicht eingelassen, so dass wir wieder den Weg gehen

00:16:35: mussten über das Gericht. Wir haben beim Landgericht eine Klage eingereicht, die dann

00:16:40: entsprechend nach Einholung eines Sachverständigen Gutachtens auch positiv beschieden worden ist.

00:16:46: Es wurde ein Schmerzensgeld in Höhe von 13.000 Euro zugesprochen. Mit diesem Betrag waren wir

00:16:53: allerdings nicht einverstanden. Wir hatten uns 20.000 Euro vorgestellt, darum sind wir in Berufung

00:16:58: gegangen zum Oberlandesgericht. Aber auch die Gegenseite war in dem Fall damit nicht einverstanden.

00:17:04: Sie wollten weiterhin eine Klage Abweisung erreichen und sind daher auch in Berufung gegangen,

00:17:09: in sogenannte Anschlussberufung. Dann hat das Oberlandesgericht entschieden und meinte,

00:17:15: ja, das Schmerzensgeld von 13.000 Euro sei, weil ja keine akuten Beschwerden vorliegen würden,

00:17:22: zu hoch bemessen und hat das Schmerzensgeld um 3.000 Euro auf 10.000 Euro reduziert. Und

00:17:29: dieses Urteil ist dann entsprechend recht reftig geworden. Wir wollen ja nicht betuppen, aber wenn

00:17:33: Natalie jetzt gesagt hätte, ich habe immer noch große Schmerzen, jetzt mal ganz theoretisch. Ja,

00:17:38: dann hätte es durchaus sein können, weil es ist ja schwer zu verifizieren, ob dem tatsächlich so

00:17:43: ist, dass ein höherer Betrag zugesprochen worden wäre. Zu sowas wollen wir natürlich nicht animieren.

00:17:49: Nein, man muss schon vor Gericht bei der Wahrheit bleiben und nicht versuchen,

00:17:54: durch Falschaussagen, falsche Behauptungen einen Vorteil zu generieren.

00:17:58: Weißt du, ob Natalie diese Nadel nach wie vor in ihrem Körper hat?

00:18:03: Der Sachverständige, der eingeschaltet worden war in dem Prozess, hat ihr geraten,

00:18:08: eigentlich außerhalb des Sachverständigenauftrags, die Nadel zu entfernen, weil man doch nicht weiß,

00:18:15: ob sie sich vielleicht doch mal von der Lage her verändert. Ob sie das dann letztendlich

00:18:19: umgesetzt hat, das weiß ich nicht, weil der Fall endet bei uns ja dann mit Abschluss des

00:18:23: gerichtlichen Verfahrens, kann ich leider nichts zu sagen. Ich frag das aber immer so gerne.

00:18:29: Ja, man kriegt in den seltensten Fällen dann später noch hinterher Jahren Feedback. Ich

00:18:34: habe jenes und dieses gemacht. Hättest du das ganz gerne oder wäre das dann irgendwann auch zu viel?

00:18:38: Ja, das ist schwierig zu beantworten. In Einzelfällen würde ich es schon gerne wissen,

00:18:42: weil der weitere Fortschritt auch für mich ja interessant ist. Man nimmt ja Anteil an den

00:18:47: Schicksalen der Mandanten. Das ist mir doch schon wichtig, aber in allen Fällen geht das nicht,

00:18:52: weil da ist dann meine Festplatte auch limitiert und dann kann ich das nicht alles mehr aufnehmen.

00:18:59: Sind da auch mal Fälle dabei, wo du vielleicht hinterher immer nach Monaten mal anrufst oder

00:19:03: machst du das auch lieber nicht? Das mache ich nicht, weil ich möchte schon, dass dann die Mandanten,

00:19:08: die man dann auf mich zukommen, wenn die darüber sprechen wollen, dann tun die das auch.

00:19:12: Ja, also ich bin dann nicht so neugierig, dass ich dem hinterher gehe. Nein.

00:19:17: Wir wünschen Natalie auf jeden Fall alles Gute wie ganz oft zu Ende unserer Fälle. Das war es heute

00:19:24: mit Tatort Krankenhaus. Eine neue Folge für euch. Werden Ärzte Fehler machen. Ich hoffe,

00:19:29: ihr seid sehr gespannt auf nächste Woche. Am Donnerstag gibt es eine neue und wir sind für

00:19:33: heute raus. Macht's gut. Und lasst uns sehr gerne ein Follow bei Instagram. Wir freuen uns über

00:19:37: jeden einzelnen. Bis nächste Woche. Tschüssi. Tatort Krankenhaus. Der Podcast mit Tanina

00:19:44: Rotmann und Peter Gelner.

00:19:46: au.

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